FALSE WITNESS – Crestfallen king CD

15,50

Oh, phreaky, nun wir es kultig, denn Arkeyn Steel aus Griechenland haben eine leider komplett untergegangene Power / Technikmetal Band aus Kanada aufgetan, deren komplette Demosammlung nun wiederveröffentlicht wird. 52 Minuten lang gibt es eine schwermetallene Vollbedienung mit mystischen, oft abgeflogenen und doch packenden Gesangsmelodien, dargebracht mit extrem hoher, spitzer Stimme, die technisch ihre Grenzen gar nicht auszuloten scheint, verwinkelten Songkonstrukten, die trotz der vielen Passagenwechsel auf den Punkt kommen und die Komposition über die spielerische Selbstbeweihräucherung stellen. Der 2006 ermordete Michael Rieger muss eiserne Lungen gehabt haben, meinen Respekt. Er ist ein charismatischer Kiekser, ähnlich Ski von DEADLY BLESSING / FAITH FACTOR, John Arch von FATES WARNING oder dem Kollegen von TOXIK. Und inmitten dieser Klasseacts sind die Kanadier auch gut aufgehoben. Man kann es „Progressivemetal“ nennen, ich nenne es technischen Powermetal. Das 90er Demo steht am Anfang der CD, bietet vier Songs lang eben jene edlen, eindringlichen Riffs und Leads, die auf einem Fundament aus peitschenden, rollenden und tosenden Rhythmen ihre volle Pracht entfalten und auf denen der Gesang erhaben thront. Mystisch, episch, voller Tiefgang und Magie, mit viel Leidenschaft gespielt brennen sich die Stücke dieses Demos in Eure Sinne. 1995 wurden die folgenden drei Songs aufgenommen, inmitten einem Kreuzfeuer aus Groovethrash, Hatecore und Alternativemetal mit gewissen Schrägheiten mußte man sich behaupten. Wen wundert es, dass sich FALSE WITNESS zeitgemässer präsentierten, ähnlich wie JAG PANZER oder CYPERUS, um zwei gleichzeitig aktiv gewordene Bands zu benennen. Und das war wohl der Knackpunkt. „Don’t push me“ ist walzender, wogender Thrashmetal mit gepressterem, dennoch melodischen Gesang, Stakkatogitarren, die sich auf trockene Riffs in mittlerer Geschwindigkeit beschränken und einfacherer Grundstruktur. Der Zeit eben angepasst, ohne gleich sämtliche Qualität zu verlieren, aber durchaus ein Zeugnis von der verzweifelten Suche einer Band nach einem Weg. „Guns, sex & pain“ steht dem nicht nach, hat aber eine doch etwas mystischere, weniger thrashige Ausrichtung und noch eindringlichere Gesangslinien. Im Solobereich sind beide Stücke nach wie vor Knaller. Nun, nehmen wir mal die beiden Songs so hin, knapp 45 Minuten des Metals, den wir so sehr lieben, bleiben uns noch. Der dritte Track der 95er Sessions, „Can’t last forever“ ist dann eher im Progmetal zu suchen, verrät aber niemals die Wurzeln im wilden Powermetal. Großes Kino und eventuell ein wirklicher Ausweg. Leider war die Band spätestens jetzt tot. 1993 noch, der Alternativeboom und der Neothrash hatten erste Höhepunkte erreicht und der Grunge starb schon langsam wieder, gab sich die Band linientreu, spielte kraftvollen, technischen Powermetal mit eindringlichen Melodien. Somit haben wir unter den ersten acht in den 90ern entstandenen Songs zwei weniger prächtige, wenngleich nicht allzu schlechte Songs, die aber eben als Zeitdokument ihre Daseinsberechtigung besitzen. Was hiernach kommt, ist allerdings der Hammer. Noch vor FALSE WITNESS spielten drei Mitglieder bei den kanadischen GENGHIS KHAN (u.a. in England gab es noch welche, aus denen später TOKYO BLADE entsprangen) und deren hier fälschlich auf 1989 datiertes Demo (eigentlich 1987) gibt es als Bonus obendrauf. Klanglich natürlich etwas dumpfer und dreckiger als das 90er Tape waren GENGHIS KHAN schon drei Jahre früher in etwas anderere Besetzung auf dem Trip, mystische Melodien, ein episches Feeling und verwinkelte Songstrukturen zu verbinden. Somit sind auch diese drei Perlen amerikanischer Stahlschmiedekunst ein gefundenes Fressen für alle Lunatics und keineswegs schwächer als DEADLY BLESSING oder TOXIK. Alles in allem eine gelungene Retrospektive.
Sir Lord Doom

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CD

Zusätzliche Informationen

Gewicht 0,150 kg
Marke

0, 1

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