OVERDOSE – Tight action CD

Eine Band aus Frankfurt, ein weiteres untergegangenes Juwel deutscher Metallschmiedekunst der 80er, bei Sammlern kultisch verehrt, von Freunden echten Heavy Metal Sounds heiß geliebt, von Trendies belächelt, wie das so ist. Aber wer kümmert sich schon um dämliches Trendgeschmeiß mit einem Musikgeschmack gleich einem Hundehäufchen auf dem Gehsteig? Eben! OVERDOSE hatten die Lizenz zum Rocken und haben das auch bis zum Limit ausgenutzt. Ihre Stücke waren rau und doch melodisch, der Gesang frech und kauzig, dennoch nicht ohne Charisma. Sie konnten zwischen rasanten Powermetalgranaten und eingängigen, treibenden Hymnen schwenken, ohne dass es eine Unterbrechung des Energieflusses bedeutet hätte. Das macht eine gute Scheibe aus. Innovationen befanden OVERDOSE bereits Mitte der 80er für überbewertet, stattdessen knolzten sie ein schönes Pfund Stahl aus den Boxen, wenn man denn ihres Albums habhaft wurde. Eine deutliche britische Schlagseite ist nicht zu verleugnen, aber das hatten damals die meisten deutschen Bands. Der Speedmetal aus den Staaten war noch nicht zu OVERDOSE durchgedrungen, stattdessen gab es satten, mal stampfenden, mal abgehenden Gitarrendonner zu hören, dessen Melodik zwar auf gewisse Weise wohlvertraut klang, aber recht eigentümliche Schlenker fabrizierte. Typisch teutonisch, okay, aber auch von hoher Qualität. Da waren nicht wenige Hits auf dem Album versammelt, die sich mit aller Kraft gegen den Mainstream stemmten. Eingängigkeit musste nicht gleichbedeutend mit Kommerzialisierung sein und so ließen OVERDOSE den Harmonien ihren freien Fluss. Gerne konnte auch einmal die Zerre etwas rausgenommen werden, worauf natürlich im nächsten Moment umso wuchtiger losgerockt wurde. Und die daraus entstehenden Hymnen sollten sich echt bei den Fanatikern festfressen, so wenige es leider auch waren. Auch hier gilt wieder, werft einen Blick auf die aktuelle, oft sowas von erbärmliche Schlagermetalszene und Ihr wisst, wie geil bedient Ihr mit einer Band wie OVERDOSE seid.
Sir Lord Doom