PHARAOH – Be gone CD

15,50

Die aktuelle Pharao Scheibe geht schon mit dem Opener in die Vollen. Diese Jungs haben alles, was eine frische Heavy Metal Kapelle braucht. Das Eröffnungsstück „Speak to me“ ist abwechslungsreich strukturiert, hat viele mittelschnelle, herumwirbelnde Rhythmen, zwischendrin immer wieder straighte Parts zum Headbangen, eingängige, erfrischend schöne Leadgitarrenmelodien und emotionsgeladenen Gesang mit packenden Lines. Stakkatos kommen vor, sind aber gut verpackt. Stakkatogitarren über cleanen Läufen und treibender Doublebass kann man selbst als urtraditioneller Metalhead gelten lassen und sogar verehren, angesichts der vielen heroischen Melodiebögen. Der Grundbeat von „Dark new life“ ist tänzelnd aggressiv, genauso zornig wie so manch feuriges Riff hier. An sich ist der Heavy Metal auf der neuen Pharao Scheibe so orthodox und herrlich altertümlich, wie man es sich wünscht. Eine wundervolle Tradition wird hier fortgeführt, mit Frische und Leidenschaft zelebriert. Du kannst gar nicht anders, als Dich zu den ekstatischen Soli auf dem Boden zu winden, den Rand der Besinnungslosigkeit nicht selten überschreitend. Und wir sind erst beim zweiten Song auf der Scheibe. Das kann ja noch was werden. Pharao sind urtypisch amerikanisch, aber eben mit Seele und verdammt viel Stil. Ihre britischen Helden, also Iron Maiden und Judas Priest, sind zwar deutlich als Vorbilder zu erkennen, werden aber nicht in Punkto Ideen bestohlen, sondern als Lehrmeister vorgestellt. Und weiter geht es auf der Scheibe mit „No remains“. Der Song ist schnell, aggressiv, dabei immer melodisch und einprägsam. Die Grundrhythmen in der Strophe sind hektisch, flippig, nicht wirklich gerade, auch wenn es dem Hörer ob der Eingängigkeit des Songs so vorkommen mag. Ein Refrain oder eine Bridge, ich weiß es noch nicht genau zu sagen, in heroischem Stil folgt, dann diverse Sololäufe und verspieltere Momente, bevor die Strophe wieder ihren Dienst antritt. Gut, der Refrain, dieser grandiose Heldenbombast ohne Kitsch, kehrt zurück, bevor eine entspanntere Solopassage den Hörer wieder runterholt vom Adrenalinstrom. Obschon, solieren können die Freaks ausgezeichnet. Die Band mag das Genre nicht revolutionieren, aber sie hat Charakter. Bislang ist das eindeutig die beste Pharao Scheibe. „Red honour“ ist typischer Metal im Mid Tempo, bei dem aber vom Schlagzeug her doch viel passiert. Verdammt, das ist tricky, diese Band ist verspielter, als manch einer denken mag. Diese straighten Gesangslinien reißen es raus, wobei sie auch wieder recht eigen sind. „Buried at sea“ ist nicht nur recht lang mit knapp sieben Minuten, schon der Anfang mit seinem Traditionstanzrhythmus und der leicht angefolkten Melodie der Gitarre deutet auf einen epischen Song hin und so ist es. Eine schöne balladeske Passage, dann peitschender Heavy Metal, der sich auch sehr gut auf der „Number of the beast“ oder „Piece of mind“ gemacht hätte. Der Refrain ist bissig, kampfeslustig, eindringlich. Stampfende Parts schließen sich an, wobei die Rhythmik nicht plump ist. Gelungene Metalhymne ohne großen Kitschfaktor. Auch wieder mit sehr intensiven Leadgitarren bestückt. Klar, daß es eher treibend und mit voller Wucht weitergeht, aber auch hier kommen verwinkeltere Strukturen zum Vorschein, wenn man sich nur tiefer mit dem Stück beschäftigt. Mit welchem Stück? Oh, es heißt „Rats and rope“ und ist gar nicht mal so einseitig. Schnelle, wogende, ruhige, aggressive und melodische Parts geben sich die Klinke in die Hand. Dem Hörer stockt schon mal der Atem dabei, aber die Mischung insgesamt lässt ihn den roten Faden nicht verlieren. Balladesk mit betörend schöner Akustikgitarre fängt „Cover your eyes and pray“ an, wird dann zu einem mittelschnellen Metalbrecher mit feinen doppelläufigen Leadgitarren, im Rhythmus entspannt dahinschlendernd. Ein eher schlicht wirkendes Stück im Angesicht der ganzen vorherigen Kompositionen, aber mit Herzblut erfüllt und sehr schön anzuhören, keinesfalls dumpf. „Telepath“ drückt wieder etwas voran, peitscht und sägt. Die Gesangslinie erscheint mir wohlvertraut, aber das Gesamtbild ist rund. Powermetal pur, in Perfektion dargeboten. Immer wieder mit kleinen Schnörkeln versehen, Brückenpassagen, die nur einmal auftauchen. Pharao nehmen aber auch hier wieder das Tempo phasenweise heraus, um dem Stück einen monumentalen Charakter zu verleihen, werden in der Mitte sogar fast gänzlich ruhig, was aber nur Sekunden währt und dann einer ebenso brodelnden wie melodiebetonten Solopassage Platz macht. Höllengeil! Kommen wir zum Schlußpunkt, dem Titelstück. Die eröffnenden Gitarrenläufe, doppelstimmig in zwei verschiedenen Lagen gespielt, haben eine eigenartige Dramatik an sich, einerseits eine dunkle, romantische Ader, aber auch etwas geheimnisvolles. Der Grundrhythmus ist ein Walzer, darüber sägen melodiös die Riffs und jaulen die Leadgitarren kurz auf wie eine Ambulanzsirene. Der Song dreht und wendet sich, ist verspielt, atmosphärisch und mysteriös, aber alleine deswegen schon ein Highlight, das letzte Highlight in einer ganzen Reihe von kompositorischen Orgasmen. Ein wenig Wehmut geht von diesem Song aus. Das Ende ist nah, das der Scheibe, das aller Dinge, unabwendbar steuern wir darauf zu. Fast möchte ich meinen, daß dieser eröffnende und den Song beschließende Lauf eine klassische Basis hat, erinnert er mich doch an Bachs Orgelwerke wie „Toccata“ und derlei eher auf Moll gestimmte Musik. Ach, herrlich, man möchte das Album nun gar ein zweites Mal und ein drittes Mal hintereinander hören, so innig hat man sich gleich in den Songs festgebissen. Absolute Pflichtscheibe.
Sir Lord Doom

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Zusätzliche Informationen

Gewicht 0,150 kg
Marke

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