THEOCRACY – As the world bleeds CD

Irgendwann auf dem Weg vom ersten zum dritten Album ist aus dem Ein Mann Projekt THEOCRACY eine echte Band geworden. Drei Jahre nach dem zweiten und acht Jahre nach dem ersten Scheibchen steht die dritte CD in den Läden, nun, zumindest dort, wo man sich auf eher unbekannte Bands spezialisiert hat. Für einen Undergroundact haben die Burschen eine fantastische Produktion. Ihr Metal ist im klassischen Power Metal der USA verwurzelt, hat einen verspielt progressiven Einschlag, der zuweilen, wie beim elfminütigen Opener „I am“ auch in sehr flotten, wilden Abgehpassagen mit einem sehr technisch vertrackten Ausdruck münden kann, wobei doch sonst wirklich schöne folkige Melodiebögen angesagt sind. Bei den eher klassischen Heavy Metal Stücken bekommt man natürlich diese Melodien noch in konzentrierter Form. Da singt sich die Leadgitarre mit feuriger Performance in Dein Herz und der Mann am Mikro berührt Dich mit großen Gesten. Das klingt dann zuweilen auch sehr europäisch bzw. skandinavisch. Aber bei allen Einflüssen des 90er Schwedenmetals etwas majestätischerer Natur, TAD MOROSE und MORGANA LEFAY zum Beispiel, THEOCRACY finden immer einen Weg, ihre eigene Kreativität in den Vordergrund zu7 stellen. Sie lieben erhabene Refrains mit prächtigen, mehrstimmigen Harmonien. Sie können auch mal unverzerrt und bedächtig, aber das sind nur Farbtupfer in der reichhaltig kolorierten Musik, die uns die Amerikaner hier auftischen. Das Attribut „episch“ passt hier wie die Faust aufs Auge, weil sie mit ihren Songs eine Geschichte erzählen und kraftvolle Bilder in die Sinne projizieren. Der Klang ist sehr sauber und eben, was allerdings auch zum Gesamtbild passt. Man merkt am präzisen Spiel und dem Feeling der Stücke dennoch, welch begnadete Musiker und vor allem Komponisten hier zum Tanze aufspielen. Wer also eine Mischung aus Melodic Metal europäischer und nordamerikanischer Bauart liebt, der wird diesen hymnischen Stoff lieben. Gerade die Soli sind beinahe unirdisch schön, stecken voller Lebensfreude und brodelnder Leidenschaft. Solche Platten sind tatsächlich eine Seltenheit angesichts der nicht abreißenden Flut von Melodic und Symphonic Power Metal Bands. THEOCRACY sind ganz, ganz groß!

Sir Lord Doom