CYNIC (UK) – Suburban crisis CD

15,50

Da die meisten Leute da draußen sich in der Geschichte ihrer Lieblingsmusik irgendwie nicht auskennen, muß ich genau diesen Spruch hier, der mir bereits zum Halse heraushängt, wieder einmal anbringen. Die hier zu besprechende Band ist nicht die Death / Fusion Metal Kapelle aus Florida (die ich wirklich kongenial finde, das nur nebenbei), sondern es handelt sich um die britischen Namensvettern, die UR CYNIC sozusagen, denn 1979, als die Briten mit dem Herumlärmen anfingen, waren selbst Sean Malone und Paul Masvidal noch brave, kurzhaarige Grundschüler im BEE GEES Rausch. Die englischen CYNIC sind auch keineswegs eine Altherrenband, die sich den natürlich größeren Namen der nachgezogenen US Band zunutze machen und darüber ein wenig Aufmerksamkeit erhaschen will, sondern eine musikalisch völlig anders gepolte, traditionellen Werten verhaftete und trotz des leicht höheren Alters frische Kapelle. Natürlich wäre das auf Krawallpop geeichte Mainstreamervolk auf dem größten deutschen Metal Open Air mit dem erdigen, eigenwilligen und tief emotionalen NWoBHM Heavyrock der englischen CYNIC kaum zurechtgekommen, aber den anwesenden Rockern und Old School Metalheads hätte es gefallen. Warum dies jetzt anspreche? Weil die englischen CYNIC bereits gebucht waren und promoted worden sind, dann bei Erkennen, dass es sich nicht um die Amis handelt, sofort und ohne Angabe von Gründen gedroppt wurden. Soviel zur Credibility jenes uns allen wohl bekannten Möchtegern Metal Touri Jahrmarktes. Aber das soll uns jetzt nicht weiter beschäftigen, denn jetzt wird zünftig gerockt. Bei Hugh Syme haben sie das Cover für dieses schöne Album abgegriffen, wie sie das als mehr oder minder unabhängige Band schaffen konnten, weiß ich nicht zu sagen, ein Interview wird das alles klären. Wer ist denn Hugh Syme? Nun, dieser Künstler hat bereits Cover für RUSH, DREAM THEATER, QUEENSRYCHE, ARENA, ALICE COOPER und IRON MAIDEN (“X – Factor”) geschaffen, ist also kein kleines Licht in der Metalwelt. Aufgenommen haben sie alles bis auf den Gesang im Rockfield Recording Studio in Monmouth, irgendwo in England. Wieder ein Querverweis zu RUSH, deren “Farewell to Kings” und “Hemispheres” Alben 1977 und 1978 dort eingespielt worden sind. Haben die Gottväter des Progmetal denn nun auch kompositorisch einen Einfluss auf CYNIC UK gehabt, mag man sich fragen. Das ist schwer zu bestimmen, sicherlich, würde ich meinen, sicherlich, denn CYNIC haben es gerne mal verspielter, episch – erhaben mit viel Gefühl und Tiefgang darin und doch nicht geringer Eingängigkeit. Die Songs haben Atmosphäre, Charakter und Ausstrahlung. Auch wenn sie sich eher orthodoxer präsentieren. Ich kenne von CYNIC bislang das 82er “Do or die” Demo und die 83er “Suicide” Single, von beiden Veröffentlichungen befinden sich Stücke auf diesem Album, natürlich in erfrischten Neuaufnahmen, die dennoch dem Original alle Ehre machen. Der Sound ist, selbstredend, transparent, kraftvoll und ganz natürlich, für die 70er und 80er wäre das hier wohl eine Majorproduktion und auch so dürfte die Aufnahme einiges an Kohle verschlungen haben. CYNIC zelebrieren ihren urbritischen Heavyrock sehr gitarrenlastig. Gitarrist Shaun Grant, Urmitglied der Band, hat für dieses Album auch den Gesang übernommen, klingt roh und dreckig, dies aber mit Charisma. Wobei viele Stücke ja schon filigran rocken und solcher Gesang eher amerikanischen Streetrock’n’roll Bands zugesprochen würde, es passt hervorragend. Shaun ist trotz seines Geknurres mit sehr viel Gefühl und Leidenschaft dabei. Highlights sind schnell ausgemacht, beginnend mit dem doomig – melancholischen Opener “Suicide”, weitergeführt mit dem episch – düsteren, sehr geheimnisvollen “Dark December” und in den 82er Demostücken “Do or die” und “Eight below” kulminierend, die brodelndes Riffing, eigensinnige, sehr mitreißende Melodien und feurige, eruptive Soli neben diesem durchdringenden Gesang bieten. Letzterer erinnert mich übrigens immer stärker an Mark Shelton bei den räudigeren Passagen auf der “Crystal logic” LP, was ich für CYNIC als Kompliment sehe. Nun, sie sind ähnlich alt, haben ähnliche Vorbilder, warum sollten sie nicht ein ähnliches Feeling mit sich bringen? Diese CD im wunderschönen Digipack ist mal wieder gewaltig großes Kino, die Band strebt sogar eine Vinylveröffentlichung an und ich kann nur sagen: “Go for it!” Wer auf die MANILLA ROAD zwischen 1980 und 83 steht, alte filigran epische Britenkapellen wie LEGEND (JERSEY) oder TRESPASS liebt und natürlich eine gottgleiche Mischung aus BLACK SABBATH und RUSH mit dreckigem, Scotch getränktem Gesang verträgt, der ist hier richtig. CYNIC klingen weder müde noch so, als würden sie auf Krampf einem lang abgefahrenen Zug hinterherspringen, sie klingen spritzig, ungezwungen, voller Liebe für die Musik. Absolut heißer Tipp!!!!
Sir Lord Doom

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CD

Zusätzliche Informationen

Gewicht 0,150 kg
Marke

0, 1

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