GRAND MASTER – The dream alive CD

Einen sehr lebendigen, verspielten und sehr bildhaft sprechenden Heavy Metal und Hardrock zelebrieren GRAND MASTER aus dem kanadischen Bundesstaat Manitoba. Die Stücke sind ausladend arrangiert und wahrhaft episch zu nennen. Zwischen engelhaft schönen, mystisch dunklen, dann nahezu frohlockend ausgelassenen und entspannt friedvollen Stimmungen ist hier alles vorhanden, oftmals auch innerhalb eines Songs. Ruhige, verträumte Passagen werden von machtvollem Riffing abgelöst und Du als Zuhörender schwelgst regelrecht in dieser bildgewaltigen Klangfülle. Immer wieder scheint es mit den Musikern durchzugehen und sie spielen wie besessen und in doch recht forschem Tempo prächtige, virtuose Läufe und Soli, die zwar aus dem Song an sich herausstechen und trotzdem genau seinem Fluss folgen, als würden hier kurzfristig Stromschnellen über spitze Felsgebilde entstehen, die sich hinterher wieder beruhigen, wenn das Bett sich verbreitert. Der Klang von Gitarre, Bass und Schlagzeug ist sehr lebensecht, die Songs fühlen sich an, als würden sie auch tatsächlich im Moment des Anhörens so dargeboten. Der Bass ist eines von drei Leitinstrumenten und entsprechend eindrucksvoll sind seine pulsierenden Notenfolgen aufgebaut. GRAND MASTER setzen auf Dynamik und noch mehr Dynamik, lassen ihre Stücke immer wieder ihren Frieden finden, bevor sie erneut drauflos preschen. Man könnte so verrückt sein und einerseits die alten HEMLOCK, eine Mitte der 90er aktive Heavyprogband mit einem einzigen Götteralbum und die wilden San Francisco Helden BROCAS HELM als Eckpfeiler der Klangbreite heranziehen. HEMLOCK hatten auch viele dieser sanften, bedachten Momente von einer schon unweltlichen Anmut, welche Dich als Hörer zutiefst berührten. BROCAS HELM sind die feurig und befreit drauflos spielenden, mit sehr fantasievollen, mystischen Melodien agierenden Amis, deren sehr losgelöstes Spiel dem von GRAND MASTER ähnelt. Obschon die Kanadier noch einen Schritt weiter gehen und zumindest bei einem Song unglaublich eruptiv die Stilgrenze auf Hyperthrash mit grollenden Vocals erweitern. Hier gibt es dann auch kurze Drumsoli als Breaks, einzeln stehende Einwürfe von Bass und Gitarre und sogar dem Metal an sich eher nicht verwandte Spielweisen in einem ellenlangen Instrumentalteil zu hören und alles greift in einander, alles fließt und führt am Ende wieder auf den Weg zurück. Man muss sich für dieses Album seine Zeit nehmen. Am ehesten werden Metalheads auf ihre Kosten kommen, die auch den progressiven Rock der 70er verstehen und lieben. GRAND MASTER lassen ihre Musik sprechen wie nur wenige Bands. Ihre Stücke sind wie eine fortlaufende Geschichte aufgebaut, wie ein Leben mit Höhepunkten, mit geraden Stecken, mit Tälern, rasanten Abfahrten und entspanntem Schlendern. Hut ab vor dieser Band!

Sir Lord Doom