METAL WITCH – Risen from the grave CD

15,50

Einen wundervoll traditionellen Heavy Metal mit rauem, wie einige Rock Hard Forums Spacken es uns erzählen wollen würden, technisch unzulänglichem Gesang, der aber durch umso mehr Charisma glänzt, spielen die Südholsteiner METAL WITCH aus dem Hamburger Randgebiet (ähnlich wie die Möllner BLACK HAWK, denen ich auch mehr Nationalstolz wünschen würde, HOLSTEIN ÜBER ALLES!!!!). Die Band hatte sich bereits 1987 nach einer Weile des Headbangens und Musizierens aufgelöst und ist Ende der 90er wieder zusammengekommen, hat auch schon das renommierte Headbangers Open Air bespielt und pumpt uns jetzt mit Stahl voll. Teutonisch, praktisch, gut, wie ich es mal ausdrücken möchte. Das ist sicher nichts, was man nicht bereits 1985 auf diversen kultigen Platten mit urigem Coverartwork hat hören können, veröffentlicht von Labels wie EBONY, GAMA oder MAUSOLEUM. Aber genau wie bei BLACK HAWK hat das Material einen frischen, ungezwungenen Ausdruck, macht einfach Spaß, weil man merkt, dass die Musiker eben nicht um Ruhm und Reichtum buhlen, sondern einfach ihre Freude an der eigenen Musik ausleben. So rocken sich METAL WITCH in einem Zug durch gut vierzig Minuten reinster Stahlschmiedekunst. Der Opener “Believe in the power of rock” ist ein uryptischer, flotter Mittachtzigerbanger mit coolem, rohem Refrain, peitschendem Beat und schönen, die Bauchdecke aufsägenden Riffs. Stumpf mag man das nennen, aber ich persönlich freue mich darüber. Das ist Heavy Metal so unverfälscht und leidenschaftlich, wie man ihn sich als Fan, der viel Geld für eine CD hinlegen muss, halt wünscht. Schnörkel gibt es nicht, feine Gitarrenmelodien dafür umso mehr und als Krönung noch ein furioses Solo. “The count has risen from the grave” schlägt in eine nicht unähnliche Kerbe, bollert locker und mitreißend drauflos, in einem erdig kraftvollen Soundgewand, mit feinen Gitarrenläufen und coolem, wenn auch weniger spektakulären Refrain. METAL WITCH spielen einfach geradeaus, brauchen keine Haken zu schlagen. Das ist die wahre Kunst im Heavy Metal. Das Wutlevel der Musik stimmt auf jeden Fall, sie klingen wie eine hungrige junge Band von der Straße, nicht unbedingt superdeutsch, sondern eher mittel – bis westeuropäisch. Könnten auch, und das ist als Kompliment gemeint, Holländer oder Belgier sein. Schöner melodischer Gitarrenlauf mit tollem Solo im Mittelteil! Auch das Solo ist höchst melodiebetont inszeniert worden, es muß ja nicht immer gnadenloses Gefiedel sein. Den ganzen Metalcorespacken wird diese Band sicher ein Dorn im Ohr sein und ich freue mich diebisch darüber. Letztendlich werden die modebewussten Fashionmetaller den harten Fäusten von herumwütenden Kuttenträgern ausser Geflenne und Gejammer nichts entgegenzusetzen haben. “Queen of blood” bewegt sich im treibenden Mid Tempo, hat einen schön rotzigen Shoutrefrain und rockige Riffs, die an diverse größere 80er Legenden denken lassen. Ein Mix aus MÖTLEY CRÜE und ACCEPT käme mir in den Sinn, gerade wegen der Rock’n’Roll Attitüde, den staubig coolen Riffs und den Gangvocals. Ein simpler und doch gut anzuhörender Song, nicht das absolute Highlight, aber schlicht und einfach ein feiner Spaß. “Hammer on anvil” ist wieder treibend, aber flotter als der Vorgänger, dreckig, roh und wuchtig, simpel und dennoch geschmackvoll, stilsicherer Teutonenstahl eben. Der Titel symbolisiert vortrefflich die rohe Wucht einer der Musik, die infernalische Kraft der Soli, den Adrenalinschub, welchen die Riffs uns Beats uns durch den Körper jagen. Die Musik hier ist natürlich nicht innovativ, nicht originell, nicht progressiv. Aber gute Traditionen wieder und wieder mit frischer Magie aufzuwerten, sollte uns Headbangern zur Zufriedenheit gereichen. Heavy Metal war sicher mal neu, ist jetzt ein Teil einer altehrwürdigen Klangreligion, einer freigeistigen Lebenseinstellung und benötigt allenfalls frisches Blut mit guten Ideen, aber keine Kaputtverbesserungen, wie es die modehörigen Mainstreamer gerne fordern, damit der Metal auch ja all seine aufrührerische Energie verliert und nur ein weiterer Baustein der großen Unterhaltungsindustrie wird. Leck mich doch einer…. “Ghost” ist ein cooles Instrumentalstück mit vielen knackigen Riffs, ein paar schönen Melodien und straightem Rhythmus, bei dem man den Gesang einfach dazudenkt. Zur Selbstdarstellung narzisstischer Musikerseelen ist dies keine wirkliche Basis. Und mit der aufpeitschenden Hymne “Faster than a d – train” geht es gleich weiter voran, auf ins Schlachtengetümmel, die Fäuste in die Luft gereckt, um sie auf die Gegner unserer Heavy Metal Bruderschaft niedersausen zu lassen. Oh, welch romantische Vorstellung von ehrenvollem Kampfe. Nee, METAL WITCH sind sicher keine Rowdies und der Metalman an sich auch nicht. Aber den Traum darf man ja doch leben, oder? Die alte Garde und die junge Garde werden vereint vor der Bühne den rituellen Initiationstanz aufführen, wenn ein Stück wie “The roar of the crowd” aus den Boxen dröhnt. Einfach, aber sehr eingängig und einfach durchdringend wild setzt dieser Song allen Verstand ausser Kraft und wirbelt die Schar der Metalbrüder und – schwestern in großen Kreisen durcheinander. Es ist ein verdammter Hit, wenn auch eben ohne Anspruch darauf, dem Genre neue Impulse zu geben. Immerhin führt es einem vor Ohren, wie frei und ungezähmt unsere Lieblingsmusik auch 2009 noch ist. Ja, METAL WITCH sind eines jener holsteinischen Kraftwerke, welche sich über die Jahre wieder und wieder daran gemacht haben, den Teutonenbangern eine stolz emporgereckte Fahne vorzuführen. Natürlich prasselt es von allen Seiten auf sie nieder, wie schon auf manch andere Band, was der Schreiber dieser Zeilen durchaus aus eigener Erfahrung berichten kann. Aber warum sollten sie weichen? “Ugly game called war” ist ein kleiner Absacker, sehr straight und sehr einfach, aber im Refrain wieder eingängig und herzlich, vielleicht ein Stück Metal, das sich noch entwickelt und irgendwann zu einem Fave wird. Gut gespielt ist es auf jeden Fall. METAL WITCH sind keine absoluten Helden, haben wohl nie Musik studiert, aber ihnen liegt diese Musik einfach in der Seele. Was ihnen an Technik fehlen mag, das ist nun auch nicht viel, wiegen sie durch viel, viel Herzblut wieder auf. Sie sind eine ehrliche, sympathische Band, müssen nicht einen auf dicke Hose machen, wie bei vielen dieser Kurzhaarcappyträgerbands mit ihren ekelhaft mit Tribals übersähten Kampfhähnen (ein freudiges “Fuck off!!!” an alle diese komplett verstrahlten “Wall of Death” Fanatiker wie HATE SQUAD, blutet für und durch den Stahl! Soviel zur Toleranz!) so üblich. Ein freches METALLICA Riff eröffnet uns den Weg ins Tal der Könige. “Valley of the kings” ist die vorletzte Nummer und wieder ist sie schön infernalisch, wütend, bissig und bis zum Rand mit Lebensfreude erfüllt. Das hier ist wenigstens HEAVY, die Gitarren nicht einfach nur verzerrt, sondern feurig. Das Solo hier ist wieder so schön rasant und gleicht einer wilden Jagd, einer wütenden Attacke, mit der wohl die vom Mainstream ausgeschickten Späher bedacht werden. Solche Songs sind fette Kaliber, mit denen sich nicht nur die steten Angriffe der Musikindustrie auf unsere Mucke zurückschlagen, sondern auch gewisse Offensivaktionen starten lassen. Die Bandhymne beschließt dieses absolut authentische, offenherzige Heavy Metal Album und kommt mit einem leichten Punkeinschlag in Verbund mit straightem Speedmetal auf uns alle nieder. Die Soli sind melodisch und verdammt ohrwurmig. Ein würdiger Abschluss unter ein rohes, dreckiges Stück reinsten Heavy Metals, der gerade durch seine konsequente Abkehr von Perfektionsdrang und Plastiksound so liebenswert scheint. Für alle Fans von HELLISH WAR, WARHEAD (B), alten WARRANT (D), BLACK HAWK (D) und ähnlich untrendigem Gewürm von heute und gestern sollte es eine Pflichtübung sein, ein paar Euronen klarzumachen, damit schon bald diese schöne Eigenpressung in den heimischen Ritualraum Einkehr hält
Sir Lord Doom

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CD

Zusätzliche Informationen

Gewicht 0,150 kg
Marke

0, 1

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