TRESPASS – The works II CD

15,50

Ist es jetzt schon über 22 Jahre her, daß ich über Holocaust und Trespass, die beide auf dem 93er Wacken Open Air spielten, meinen Einstieg in die NWoBHM fand? Heavy! Trespass' wildeste Zeiten liegen nun also schon zwanzig Jahre zurück. Wie die Zeit doch vergeht. Und doch, sie ist an den Kompositionen der Band nahezu spurlos vorübergezogen, ohne der Korrosion freien Lauf zu lassen. Diese zweite offizielle Compilation CD beinhaltet nun den Rest der wunderbaren Songs, die Trespass um 1979/80/81 herum an die Ohren der Fans haben dringen lassen. Trespass standen damals für ausgefeilten, eindringlichen Heavymetal mit hervorragenden Melodien, die auch nach zwei Dekaden nichts von ihrer Magie eingebüßt haben. Trespass waren heavy, trotz oder gerade wegen der damals noch, im Gegensatz zu heute, primitiven Aufnahmetechnik, trotz des Fehlens jeglicher Doublebassattacken. Alleine das Riffing lies Wände bersten und stand den schwersten Jungs der Siebziger in nichts nach. Trespass gehörten zu einer Generation der jungen Wilden, die viel vom Punk gelernt hatten, was die Energie in den Songs betraf, sich allerdings niemals auf solch primitives Songwriting einließen. Nachzuhören ist dies bei den ersten sieben Songs, die allesamt aus der episch ' dramatischen Phase der Band stammen. Ob nun der mitreißende Opener 'One of these Days', die dunkel treibenden 'Assassin' und 'Change your Mind', das wiederum hymnenhafte 'Live it up' (eine Ode an das Leben!), die melancholische Halbballade 'Visionary' mit hartem, dramatischen Endpart oder 'Man and Machine' von der genialen und nie mehr übertroffenen 'Bright Lights' EP (deren andere Stücke auf der 93er 'Works Vol. I' Compilation Verwendung fanden), eine düstere Endzeitvision von übermächtig gewordenen, lebenden Maschinen, die die Menschheit unterdrücken (drei Jahre vor 'Terminator' wohlgemerkt), ohne diese Stücke je gehört zu haben, darf kein wahrer Metaller sterben. In Zeiten von nahezu belangloser Keyboardspeedpopmusik mit verzerrten Gitarren im Hintergrund, in höchsten Tonlagen jaulenden Mikrophonschändern und Doublebass bis zum Anschlag, haben derlei wahrhaftig epische Stücke natürlich einen anachronistischen Anstrich, allerdings nur für diejenigen, die bislang noch nicht mit viel mehr als den von den Majormagazinen gehypeten Melodictruppen zusammengeraten sind. Hier ist nun eine weitere Chance, sich zu den Wurzeln allen Metals hin zu orientieren, der NWoBHM und darüberhinaus dem 70s Hardrock, wobei ersterer Bewegung unser Hauptaugenmerk gilt. Trespass haben 1993 also in Wacken gespielt, wobei ihre exzellenten neuen Stücke nach 12 Jahren in der Versenkung von den Fans weniger, die alten Kracher jedoch mit Kußhand angenommen wurden. Was war das für ein Spaß. Und nun sind sie schon für 2001 als Attraktion bestätigt. Ich kann es nicht glauben, sie sind zurück! Und hoffentlich für länger als nur einen Wackenauftritt. Tja, weiter mit dieser Compilation. Irgendwann überkam wohl auch Trespass die Lust, mit eingängigeren Kompositionen die Charts zu stürmen. Tja, dumm gelaufen und gelaufen waren dann auch ihre Fans und zwar davon. Allerdings sind Songs wie 'Rockin' on the Radio' und 'Midnight Hour' mit etwa 32 Jahren zeitlichem Abstand als solide Hardrocker anerkennbar, denen zwar zur Weltspitze einiges fehlte, die dafür aber mit der typisch britischen Rauhheit zu glänzen wußten. Der Sänger wurde dementsprechend gewechselt, was man auf den Stücken Zehn bis Dreizehn gut nachhören kann. Ein Mann mit eher weichem Timbre stand von nun an am Mikro und ich wollte, ich könnte ihn und die Band dafür verreißen, doch irgendwie haben diese Stücke Klasse, nicht die der ersten sieben Songs, aber immerhin mehr als die durchschnittlichen AOR ' Kombos oder unsäglichen Teenagerglamhorden jener Tage. 'Hot on your Heels' und 'Rockin' the hard way' weisen sogar Ansatzweise episch ' dramatische Melodien auf, mit einem leichten Hauch der alten Düsternis. Im Grunde also immernoch eine für Hardrock ' und NWoBHM ' Liebhaber lohnende Angelegenheit und durchaus würdig, auf dieser CD zu stehen. Trespass hatten schon vor jenen Zeiten, die sie nachher dazu trieben, sich in Blue Blud umzubenennen, eine gute EP und ein paar sehr schwache Alben zu veröffentlichen und sich dann wieder aufzulösen, ein Album in Planung, welches leider nie das elektrische Licht der Welt erblicken sollte. Von diesem guten Stück stammen 'Frogeye', 'Ace of Spades' und 'Bombay Mix', zwei sehr eindringliche Metalsongs und ein ebensolches Instrumentalstück. Man muß sich wirklich fragen, wie ignorant die Plattenfirmen damals waren, daß eine solche Scheibe niemals das Demostadium verlassen konnte. Wenn sie das gehalten hätte, was uns jene Demos schon versprachen, es hätte ein Goldalbum werden können. Aber es hat halt nicht sollen sein. Schnüff! Man sollte all jene Plattenfirmenbosse, die sich damals erdreisteten, Trespass abzulehnen, bei lebendigem Leibe…nein, das geht wohl zu weit, denkt Euch Euren Teil ich überlasse es Eurer schmutzigen Fantasie und labe mich an den sechzehn hier vertretenen Stücken. Typisch für die neuen Rereleases der Hellion ' Familie sind das sehr opulent gestaltete Booklet mit Texten, genialen Bildern und allem, was das Bangerherz begehrt und die farbige Pressung der CD (kein schnödes Silber, neenee, war die Culprit noch rot, so soll Trespass so ähnlich werden, lasst euch überraschen!) Ich knie jetzt schon vor meinem Heavymetalaltar in der guten Stube und schicke Stoßgebete an die Metalgötter, daß sie Trespass eine Muse schicken, die dann knutschend über das in Ehren ergrauende Trio (sind ja auch schon um die vierzig, hehehe!) herfällt. Ein neues Trespassalbum mit nagelneuen Stücken in der Machart wie 'Live it up', 'One of these Days' oder 'Man and Machine' und von ebensolcher Qualität wäre ein absoluter Höhepunkt in meinem und nicht nur meinem Metallerleben!

F. Ett

Hellion Records

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CD

Zusätzliche Informationen

Gewicht 0,150 kg
Marke

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