CRIMSON DAWN – In strange aeons CD

Aus Mailand, woher auch die gottgleichen Progmetaller ADRAMELCH stammen, macht sich eine schöne Doomkapelle auf, uns mit ihrem schleppenden, dabei episch elegischen Metal zu verwöhnen. CRIMSON DAWN haben sich einem majestätischen Stil im Doombereich verschrieben, der schwerfällige, aber sauber gespielte Gitarren und große Melodien mit sich führt. Machtvoll und erhaben stapft gleich am Anfang ein Koloss von einem Song aus den Boxen, kann aber auch ins lockere Rollen geraten und ein treibenderes Tempo erreichen, auf dem gut und gerne brandheiße Soli die kräftigen Riffs veredeln. Hier duelliert sich die Leadgitarre sogar solistisch mit einer Orgel, währenddessen der Tastenmann ansonsten mit seinen Klangteppichen häufiger für eine feierliche Grundstimmung sorgt. Aber das ist nur ein Aspekt dieses Albums. Die Abwechslung innerhalb der Stücke wird bei CRIMSON DAWN durchaus groß geschrieben und man bewegt sich zuweilen nahe am eigentlichen Heavy Metal, zügelt sich dann ein wenig, nimmt Fahrt heraus, lässt die Grundriffs und Rhythmen tänzeln und erfreut sich daran, dass sich die brodelnde Sologitarre um diese Strukturen herumwindet. Und als würde das nicht reichen, so lassen CRIMSON DAWN immer wieder schwebende, die Seele durchdringende Passagen vom Stapel. Spieltechnik und Performance sind dabei immer sehr vollkommen, wobei die Leidenschaft das Spiel bestimmt und erst danach die Virtuosität einsetzt. So malen die Mailänder wundervolle Bilder mit hohem Wiedererkennungswert in das Gemüt des Zuhörers, der sich mal in den wunderbar dahinkriechenden und monumentalen, aber doch positiv gestimmten Doomeinlagen wiegt, dann mit einem Mal durch kräftigere Songabschnitte seiner Verträumtheit entrissen wird und durch königliche Melodiegärten lustwandelt. Ein wenig mehr Bodenständigkeit ist durchaus auch von der Partie. Man spürt die Liebe dieser Band zum schweren, harten Rock der alten Zeit, zum erzählerischen Heavy Metal und zum beseelten Doom einer jeden gespielten Note entströmen. Und genau diese oben beschriebene Abfolge verschiedener Spielweisen lässt dieses Album erfrischend und betörend wirken. CRIMSON DAWN verstehen sich nicht nur klanglich auf Dynamiken, sondern lassen diese auch im emotionalen Ausdruck ihrer Musik wirken. Wahrlich episch! Grob umrissen würde ich hier einen Mix aus CANDLEMASS, ADRAMELCH und BLACK SABBATH zu Anfang der 80er als Vergleich anbringen. Wer sich jetzt angesprochen fühlt, darf in fremde Zeitalter eintauchen und sich mystifizieren lassen. Als Schmankerl gibt es noch eine Coverversion von „Over and over“, vom 81er BLACK SABBATH Album „Mob rules“ zu hören, die mit Leichtigkeit in den ureigenen Sound von CRIMSON DAWN gekleidet wird. Großes Kopfkino!

Sir Lord Doom