INNER SANCTUM – Knowledge at hand 2-CD

Sie wurzeln in der englischen Thrashszene zum Ende der 80er hin, von der sie sich jedoch rasch schon emanzipierten und einen nicht weniger kräftigen, aber mit reicher Melodienpracht ausgeschmückten und verschlungenere Strukturen aufweisenden Stil anstrebten. Der mystische, sehr spannende Powermetal mit tollen Melodien, welchen die Band bereits auf dem zweiten Demo spielte, auf der vorliegenden Anthology chronologisch rückwärts nahe am Ende der CD gelegen, konnte bereits als sehr aufregend und aufwühlend bezeichnet werden, auch wenn die peitschenden Grundriffs mit ihrem knochentrockenen Rhythmusunterbau noch zum alten Thrash hindeuteten. Verspielt und allen Geradlinigkeiten trotzend gaben sich INNER SANCTUM früh. Und mit jedem weiteren Schritt, mit jeder Aufnahme wurde ihre Musik verrückter, intensiver und fiebriger, behielt aber diese großen, alles durchdringenden Melodien. Den Progressivepowermetal, welchen sie zur Mitte der 90er hin anstrebten, spielten wirklich nur wenige Bands mit einer solchen Besessenheit und Leidenschaft. Die Vergleiche mit den bekannten US Bands wie ANACRUSIS, WATCHTOWER und PSYCHOTIC WALTZ sind einerseits legitim, aber sie beweisen nur wie fest die Geister der Menschen verschlossen sind. Die Musik INNER SANCTUMS ist wie eine prachtvoll blühende Wiese mit all ihren verschiedenen Farben und seiner umtriebigen Lebendigkeit. Und so fließt, pulsiert und bewegt sich ein jeder Song von INNER SANCTUM voran, ändert sich, macht seine Schlenker und findet wieder zurück. Ruhige, nachdenklich stimmende Passagen oder knallharte, verdrehte Nackenbrecherparts, alles hat seinen Platz bei dieser Band. Einfache Kost ist das hier nicht, wobei die Band auf den letzten Metern zum Demo 95 hin durchaus noch zugänglich wurde, nun, zumindest zugänglicher als sie es zwei oder drei Jahre zuvor war. Natürlich waren da immer noch knallige Riffs von höchsten Gnaden, verdreht und verwinkelt, aber so herrlich eindringlich, furiose Rhythmuswechsel und sich wie Schlangen beim Liebesspiel umwindende Läufe vorhanden, aber die Melodien waren doch sehr betörend einprägsam und beinahe geschmeidig. So ist dieses Album ein Garant für Vielfalt und Virtuosität, für ein langwieriges Hörvergnügen und für Momente tiefer spiritueller Versunkenheit. Großartig und zum Glück wieder für die Liebhaber solch versponnener Heavy Metal Musik zugänglich.

Sir Lord Doom