REACTORY – Killed by thrash CD

Galoppierende Dinge finden sich momentan ja nicht nur in der Lasagne und im Döner wieder, sondern werden uns auch in Form von Gitarrenspiel und Schlagzeugrhythmus serviert, gerade im Bereich des klassischen Speedmetal und Thrash Metal, welche eine unglaubliche Renaissance erleben. Das geht nun schon ein paar Jahre so und macht bisher noch eine Menge Spaß. So auch REACTORY aus Berlin, bei denen die klassischen 80er Wurzeln vom Scheitel bis zur Sohle sehr offensichtlich zur Schau getragen werden. Es fällt der recht präsente Bass auf, der sich nicht allein auf pures Rhythmuspumpen beschränkt, sondern durchaus feine Figürchen zwischen die wuchtigen, einprägsamen Riffs und das treibende Schlagzeugspiel spinnt, damit die Songs beisammen bleiben. Grob gesehen ist das hier Teutonenthrash aus dem Lehrbuch, der Freunde von alten DESTRUCTION, KREATOR und NECRONOMICON in einen Freudenrausch treiben sollte, aber REACTORY haben ein Gespür für gute Läufe, die recht interessant und eigensinnig scheinen, dabei immer zugänglich bleiben für den Liebhaber dieser Musik. Es ist purer Thrash, sehr lebhaft, wild und intensiv gespielt, technisch von wirklichen Könnern dargeboten, allerdings mit eben jener entfesselten Urgewalt, die 1984 bis 1986 in der Szene vorherrschte und immer auf einem höheren Level gehalten. Stumpfe Brutalität wird hier gegen spielerische Präzision getauscht, womit sogar eine noch schmerzhaftere Wirkung erzielt werden kann. Solchen Scheiben verfällt man rasch, wenn man sich denn ihrer bewusst geworden ist. Der Sound dieses Albums ist ebenfalls lebendig und hat echt Feuer in der Hose. Man könnte nicht sagen, ob das hier eine aktuelle Band ist oder ob es sich um eine erst jetzt entdeckte Perle der 80er handelt. Es klingt authentisch, es hat diese Leidenschaft und Abenteuerlust der Gründertage. Und wie gesagt, kompositorisch sind REACTORY eine ordentliche Hausnummer, denn solche Songs schreiben nur ein paar aktuelle Bands. Ganz, ganz groß!

Sir Lord Doom