FIST (CANADA) – Bolted door 2012 CD

FIST oder auch MYOFIST, wie sie hier herüben und in den USA immer geheißen haben, damit man sie nicht mit den britischen FIST verwechseln möge, sind durchaus eine Größe im klassischen Hardrock und Heavy Metal der späten 70er und 80er. Eigentlich waren sie, mit längeren Pausen, über die letzten 35 Jahre recht aktiv, wobei sich vieles eher auf die Konzertfront konzentrierte und durch ihren Status, der immer hinter gleichartigen kanadischen Truppen wie MOXY oder TRIUMPH zurückhing, lag das öffentliche Interesse eben auch etwas abseits ihrer Pfade. Nun haben wir „Bolted doors 2012“, die erste Albumveröffentlichung mit brandneuen Aufnahmen ihrer derzeitigen neuen Bandbesetzung, mit der sie ein Talent für großartigen klassischen Hardrock offenbaren, welcher den Heavy Metal stets touchiert. Wichtig für eine grandiose, wenngleich urklassische Hardrockscheibe sind packende Riffs, die man über die gesamte Spieldauer als gegeben betrachten darf, ein Hang zu eindringlichen, mitreißenden Melodien, der ebenfalls sehr offensichtlich daherkommt, eine einzigartig charismatische Stimme, die natürlich zu hören ist und ein kräftiger Groove von Bass und Schlagzeug, welchen die FIST Rhythmuscrew ganz locker aus dem Handgelenk schüttelt. Zuerst fällt der sehr natürliche, aber kräftige und transparente Sound auf. Er schenkt diesem Album bereits den ersten sympathisch – ehrlichen Ausdruck, welcher Dich durch diese CD hindurch begleitet. Spielerisch, das möchte ich nur nebenher anmerken, sind Ron Chenier und seine Crew Topleute, aber nach ca. 35 Jahren Banderfahrung macht FIST wohl keiner mehr was vor. Irgendwie wundere ich mich nicht einmal, wie frisch und leidenschaftlich der harte Rock der Kanadier inklusive schöner Orgelbegleitungen der feschen Riffs klingt, so als wäre 1979 gerade auf der Kippe, in die 80er umzuschlagen. FIST liefern hier einen perfekten Stoff ab, der das Lebensgefühl der Hardrockcommunity in seiner vollkommenen Pracht einfängt. Seichte AOR – Elemente sucht der geneigte Fan vergebens. Natürlich sind Innovationen nicht mehr gefragt, aber warum auch wirklich gute Musik noch kaputtmachen, indem man sie erneuern will? Hier passt echt alles. Bei den meisten Stücken krieg ich eine Gänsehaut, so sehr berühren mich die von Ron Chenier schön angeraut gesungenen Melodien und die herrlichen Gitarrenläufe, obschon die Stimmung auf der Scheibe eher aufgehellt und mit Freude erfüllt ist. Lebensfreude, rockige Coolness, der Geschmack von Freiheit und eine gewisse Aufmüpfigkeit kommen hier gut durch. Als Antrieb zum allerersten europäischen Konzert der Band ist das hier das perfekte Album, zeigt es den Fans doch schon im Vorfeld, welch unbändige Kraft in den Kanadiern steckt. Und seid Euch gewiss, Ron Chenier ist keine 20 mehr. Egal, der alte Knabe rockt das Haus und Liebhaber eben dieses eleganten, dennoch bodenständigen Killerhardrocks gibt es noch immer viele. Vielleicht war ihnen nur nie bewusst, dass da tatsächlich ausser UFO noch andere Bands sind, welche die Fahne dieser Musik hochhalten. FIST gehören zu jenen schwerkalibrigen Klassikern und sie stecken locker 98 Prozent der gesamten Hardrockgilde in die Tasche. 1980 wäre dieses Album mit Sicherheit auf Gold, wenn nicht sogar auf Platin gegangen.

Sir Lord Doom

Hellion Records, new recorded album