IGNITOR – Spider Queen CD

Will man nun auf der zweiten vollen Scheibe von IGNITOR eine grandiose Änderung erwarten? Nee, will man nicht, braucht man auch nicht. Mittelschneller Gallopp, ein leichter Trab, ein paar stampfende, heroische Momente, alles gut. Sie haben ihren Stil kultiviert und mit einem neuen Sänger aufpoliert. Die schöne, charismatische Erika ist lange schon fort, jetzt quietscht und raspelt sich die Kultsirene des Texasmetal schlechthin auf dem Album einen ab, dass selbst Leute wie Tim Baker und John Bonata neidisch würden. Ja, Jason Mc Master ist tatsächlich wieder bei einer echten Metalband gelandet, nachdem WATCHTOWER irgendwie über Jahre auf sich warten lassen und er macht seine Sache ausgezeichnet, hat tolle melodische Linien voller Inbrunst und Leidenschaft und dann diese herrlich rostigen, screamigen Momente. Diese Stimme gibt dem sehr orthodoxen, mit schönen Melodien ausgestatteten Heavy Metal von IGNITOR einen dreifachen Kauz – und Kultfaktor, polarisiert sozusagen die Szene, jene Szene, die überhaupt noch bereit ist, sich IGNITOR anzuhören, bei all dem Plastikschlagermetalkapellen, dem stromlinienförmig unmelodischen Melodicdeathcore, halt dem ganzen Trenddreck da draußen. Aber ich denke, dass die echten Metalhearts recht bald schon mit dem eigenwilligen Organ klarkommen, denn Mc Master ist übercharismatisch und beschwörend diabolisch. Er singt, faucht, kreischt und gibt Laute jenseits des Wahnsinns von sich, wie besessen scheint er und besessen ist er von der Magie des Stahls. Die Band hinter ihm legt natürlich mit ihrem straighten US Metal ein gutes Brett vor und nicht wenige Momente auf dem Album scheinen regelrecht zu explodieren, was den furiosen Gesang noch besser zur Geltung kommen lässt. Mit einem normaleren Sänger wäre das hier eine feine Heavy Metal Scheibe geworden, jetzt ist es ein verdammtes Biest. Gerade von der Bühne aus müßte diese Magie auf das Publikum übergehen und es nicht eher aus ihren Fängen lassen, bis sich jeder einzelne mit Schaum vor dem Mund zuckend auf dem Boden wälzt. Aber IGNITOR und Jason Mc Master können auch ganz sentimental. Betörend schöne Melodien liegen ihnen nach wie vor und die texanische Hitschmiede funktioniert bestens. Nicht wirklich etwas neues also von dieser Klasseband, aber dafür umso mehr Qualität, gespielt mit viel Liebe für den einzig wahren Metal.
F. Ett