HI-GH – Night dances CD

Die italienische Thrashmetalwelle rollt weiter ohne Gnade über uns hinweg und spült uns die Gehörgänge mit roher Gewaltmusik frei. Auch HI-GH sind eine jener jungen Bands, die sich bei aller Wut im Spiel immer auf packende Songs mit einem feinen Sinn für Melodien ans Werk machen. Der speedige, von Elementen ruppigen Punk Rocks noch explosiver gemachte Thrashmetal von HI-GH ist eindeutig ein spirituelles Kind der 80er, rast und wütet oft nahe am Crossoverthrash solcher Bands wie D.R.I., hat aber mehr Struktur und kompositorische Ausdruckskraft. Hier finden sich oft, wie im untypischen Song „Zig-zag shaped“ sehr melodische Leadgitarren, welche die Affinität der Band zum klassischen Heavy Metal offenbaren, während der äußerst charismatische und talentierte Sänger Slowly mal wie ein Berserker im Wutrausch grollt, dann wieder eindringliche Melodien über die peitschenden Riffs setzt und ebenso hier und dort kräftig die für diese Musik üblichen markigen Parolen skandiert. Durch die ausladender arrangierten Kompositionen bekommt dieses Album eine Menge markanter Punkte, die sich wie Widerhaken in der Seele des Hörers festbrennen. Der Thrashfanatiker wird sich, getroffen von diesem klanglichen Energiewirbel, förmlich vor Begeisterung überschlagen. Der Sound der CD ist adäquat zur Musik gehalten. Es klingt alles nach Thrashmetal, die Gitarren fühlen sich natürlich an, die Melodien bersten vor infernalischer Urwucht und die Band spielt locker und voller Inbrunst, ja nahezu unbekümmert drauflos. Letzterer Aspekt ist mit Sicherheit sehr wichtig, da eine lebendige Performance im Thrashmetal einfach zur Kür und Pflicht gehört. Neben dem 80er bezogenen Rootsthrashmetal gibt es noch ein paar interessante Nummern zu hören, die aus dem Rahmen des Genres fallen. Einen schönen, schmissigen Rock`n`roller werden alle Die Hards sicherlich zwischendrin gut genießen können. Das ans Ende des Albums gestellte „Mind`s war and peace“ ist dahingegend episch und böse, greift es doch weit über alle Einflüsse klassischen Thrashmetal und rauen Punks hinaus auf den alten Spacerock zu, den HAWKWIND oder AMON DÜÜL II in ihren wüstesten Tagen auf die Menschheit losließen. Das ist schon abgefahren und zum Glück steht dieser Song am Ende der CD, denn Wagemutige lassen einfach laufen und haben Spaß, Genrefans schalten aus. Trotz einer solchen Irrsinnigkeit lassen sich HI-GH im Grunde direkt neben die alten METALLICA, SLAYER, HALLOW`S EVE, BLESSED DEATH, INFERNAL MAJESTY, D.R.I. oder CIRCLE JERKS stellen, haben dort aber ein Händchen dafür, jeden direkten Vergleichsansatz im Keim zu ersticken, da ihre Läufe und Melodiebögen mit sehr bedacht erschaffen worden sind. Ja, auch rüpelige Thrashbanausen haben Geist. Die typischen Songs dieses Albums hätten 1985 für eine Sensation im Underground sorgen können und die Band würde durch sie wohl auf ewige Zeiten in den Hallen der Unsterblichen verweilen. Thrashmetal ist 30 Jahre später umso lebendiger in seiner prototypischen Form und zu den besten und hymnischsten Protagonisten der weltweit agierenden Szene gehören HI-GH mit ihrem lebensfrohen, lustvollen Krawall. Eindrucksvolle Band!

Friedrich Ett